Ambulantes Hospiz Mülheim a. d. Ruhr e.V.

Leben in Würde bis zuletzt

Begleitung von Schwerstkranken, Sterbenden und Trauernden

 

 

 

 

Letzte Wünsche wagen

Ein Besuch beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Essen.

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Am 30.09.2015 machten wir uns gespannt auf den Weg nach Essen, um Näheres über den „Wünschewagen“ des ASB (Regionalverband Ruhr)  zu erfahren.

Frau Nazan Aynur, Projektleiterin, und Frau Ines Jungmann, Wunsch-koordinatorin, beide im Einsatz rund um den Wünschewagen, begrüßten und empfingen uns herzlich.

Seit September 2014 ist der Wünschewagen des ASB nach niederländischem Vorbild als z.Zt. einziger in NRW im Einsatz.

Ralph Steiner (Vorstandsmitglied des ASB) initiierte nach einem Tel Aviv Besuch, wo er die dortige „Wish Ambulance“ kennenlernte, und weiteren Erfahrungshilfen aus Rotterdam (Stichting Ambulance Wens), den Essener Wünschewagen.

„Mit dem Wünschewagen letzte Wünsche wagen“ lautet das Motto des Essener ASB. Dahinter steht die Idee, Menschen in der letzten Lebensphase einen sehnlichen Wunsch zu erfüllen, der sonst aufgrund fehlender Mobilität oder Transportunfähigkeit nicht realisierbar wäre.

 

Der Wünschewagen ist ein nach DIN-Norm ausgestatteter Krankentransporter. Bewusst fehlt innen die Signalfarbe „rot“, damit sich Reisende ohne Assoziation „Krankenwagen“ auf eine entspannte Fahrt begeben können. Die blau-weiße Außenlackierung zieren kleine Sternchen und ansonsten verfügt er noch über weitere „Extras“, wie u.a. einer hydraulisch gefederten, komfortablen Krankentrage und großen, von außen abgedunkelten Panoramafenstern zur Wahrung der Privatsphäre der Fahrgäste. Selbstverständlich verfügt der WW auch über alles Notwendige für die medizinische Versorgung des Kranken. Z.Zt. ist die Deckenverkleidung in weiß gehalten. Um eine zusätzliche Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, wünschen sich die Projektmitarbeiter einen durch Licht erzeugten „Sternenhimmel“ oder eine Snooze-Lampe. Dieser Einbau kostet mehrere tausend Euro; Spenden dafür sind gerne willkommen.

Zur Unterstützung einer persönlichen Wohlfühlatmosphäre kann der Kranke eigene Lieblingsmelodien auflegen lassen.

Das gesamte, aus 135 Personen bestehende Bordpersonal  (Ärzte, Sanitäter, Rettungssanitäter, Feuerwehrleute, Pflegefachkräfte, Fahrer, Begleitpersonal) leistet ehrenamtliche Dienste. Hochqualifizierte fachliche Schulungen bilden die Grundlage vor dem ersten Einsatz. Neue ehrenamtliche MitarbeiterInnen sind stets gerne willkommen; momentan besonders Rettungssanitäter, Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger. Informationen sind erhältlich unter Tel.: 0201 78 70 01 – 0, oder per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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Allen Menschen, jung oder alt, die am Ende eines unheilbaren Krankheits-verlaufes stehen, versuchen die Mitarbeiter des ASB den letzten, langgehegten oder sehnlichen Wunsch zu erfüllen und Momente zu ermöglichen, die das Leben zwar nicht verlängern, aber noch einmal bereichern können.

Angehörige, Pflegepersonal oder der schwerkranke Mensch selbst können beim Bürodienst des ASB Wünsche äußern und Ziele anfragen.

Wesentlich ist, dass der Kranke selbst in die Reise einwilligt und vor Reiseantritt eine ärztliche Prognose eingeholt werden muss.  Zudem sollte das Reiseprojekt innerhalb eines Tages abgeschlossen und das Ziel mit dem Transporter erreichbar sein.

Terminwünsche erhalten Vorrang und selbst kurzfristige Anfragen lassen sich meist realisieren. (Deshalb ist ein großer Pool an Ehrenamtlichen wichtig)

Für den Fahrgast und einen Angehörigen ist die Reise kostenfrei. Die Finanzierung des Projektes übernimmt der ASB Regionalverband für die ersten zwei Jahre. Längerfristig soll sie durch Spenden (z.B. Fundraising) finanziert werden.

Durchschnittlich führt der ASB 1-2 Fahrten pro Woche durch; es ließen sich jedoch noch mehrere realisieren.

Gründe der Menschen, diese Reise im letzten Lebensabschnitt anzutreten sind äußerst different.

Einige Beispiele:

-         noch einmal das Meer sehen

-        den Lieblingsfussballverein besuchen

-        den Gräbern der Angehörigen einen Besuch abstatten

-        die Hochzeit der Tochter erleben

-        einen Tag mit den Kindern auf dem Reiterhof verbringen

-         an einer Beerdigung teilnehmen

-         bei der entfernt lebenden Tochter sterben

-         einem Familienausflug beiwohnen

Bekannt wurde die Idee der Wünscheerfüllung durch die anrührende Begegnung eines niederländischen, an einem Hirntumor erkrankten Tierpflegers mit „seiner“ Giraffe beim letzten Zoobesuch.

So umfassend das Spektrum der Wünsche, so sehr sind die Mitarbeiter des ASB und dessen ehrenamtliche Helfer bemüht, sie zu erfüllen.

Eine Voraussetzung dafür ist die Bekanntmachung des Projektes und natürlich die Spendenbereitschaft der Bevölkerung, dass der Wünschewagen in Essen weiter rollt und darüber hinaus in Zukunft in jedem Bundesland ein Wünschemobil eingesetzt werden kann.

 

Das Ambulante Hospiz Mülheim dankt Frau Aynur und Frau Jungmann für den freundlichen Empfang und das sehr informative Gespräch.

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Text:   Marlies Joneck

           Michaela Menne

Fotos: Klaus Joneck