Im September 2014 unternahm eine Gruppe von etwa 20 Personen des Vereins Ambulantes Hospiz Mülheim an der Ruhr einen Besuch auf dem Waldfriedhof in Duisburg, um sowohl die dortigen Bestattungsmöglichkeiten als auch das Krematorium kennenzulernen.  

Der älteste Teil des Friedhofs stammt bereits aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dementsprechend findet man heute einen weitläufigen Park vor mit alten, schattenspendenden Bäumen, der einen ruhigen und würdigen Hintergrund für die unterschiedlich gestalteten Gräber abgibt. 

In Duisburg insgesamt gibt es 17 städtische und 19 kirchliche Friedhöfe. Es lässt sich ein Trend zur Urnenbestattung beobachten, d.h. heute werden 65 % der Verstorbenen eingeäschert und in einer Urne beigesetzt. Das hat sicherlich seinen Grund in der höheren finanziellen Belastung, die auf Hinterbliebene zukommt, wenn sie sich für eine Sargbestattung entscheiden. Aber nicht nur das liebe Geld spielt eine gewichtige Rolle sondern auch der verbreitete Wunsch der Hinterbliebenen nach einer pflegefreien Grabstätte. Dies entspricht der veränderten Lebenswirklichkeit der Menschen, die wegen beruflicher aber auch verschiedener persönlicher Umstände nicht  immer in der Lage sind, sich um die Grabpflege selbst zu kümmern. 

WaldgrabIm Gegensatz zu der in der Vergangenheit gehandhabten konservativen und regulatorischen Haltung der Kirchen und Gemeinden, hat sich nunmehr eine liberale  Auffassung durchgesetzt, die den Wünschen der Bürger entgegenkommt. Dafür ist der Waldfriedhof ein erfreuliches Beispiel, der eine Vielfalt an unterschiedlichen Bestattungsarten anbietet.  

Neben den klassischen Grabarten wie den Wahlgräbern für Sarg oder Urne gibt es die Möglichkeit, Urnen um einen Baum herum beizusetzen. In diesem Fall weist ein Findling in der Rasenfläche mit dem Namen des Verstorbenen auf den Ort der Beisetzung hin und gibt den Angehörigen einen konkreten Bezugspunkt. Ein zentraler Ablageplatz für Blumen oder Kerzen ist vorhanden.  

 

Eine anonyme Bestattung in Sarg oder Urne ist ebenfalls möglich, was bedeutet, dass der Bestattungsort den Angehörigen nicht bekannt gegeben wird. Das hat sich im Nachhinein für viele Hinterbliebene als sehr belastend herausgestellt, da sie keinen Anlaufpunkt für ihre Trauer haben.  

Es ist auch möglich, die Asche Verstorbener auf einem speziellen Feld auszustreuen. Dieses Feld befindet sich in Duisburg Rheinhausen.  

Es sind auch Felder für Sargrasenreihengräber und Urnengemeinschaftsfelder angelegt, die mit einem Grabstein gekennzeichnet sind, deren Pflege - also der Rasenschnitt - der Friedhofsverwaltung obliegt.  

Eine Bestattung von Urnen in einem Kolumbarium wird ebenfalls angeboten, ist aber bisher nicht häufig nachgefragt worden.  

Die wohl aufwändigste Bestattung findet im sog. Memoriam Garten statt: auf Initiative einiger Friedhofsgärtnereien wurde ein Grabfeld komplett mit Bäumen, Sträuchern und Blumen wie ein Park gestaltet. Handwerklich behauene Steine  runden ein optisch äußerst ansprechendes Gesamtkunstwerk ab. Auf diesem Feld sind sowohl Sarg- als auch Urnenbeisetzungen möglich.  

Memorium

Auch wenn die christliche Bestattung zahlenmäßig im Vordergrund steht, bietet der Waldfriedhof in Duisburg Raum für die Bestattung der Verstorbenen anderer Glaubensrichtungen. Es wurden sowohl islamische Gräberfelder geschaffen als auch Gräberfelder für die jüdische Gemeinde.  

Eine weitere Bestattungsmöglichkeit ist der besonderen Erwähnung wert: bis vor etwa 20 Jahren sah das Bestattungsrecht keine Möglichkeit vor, Föten und  Totgeburten zu beerdigen. Sie wurden als Sondermüll eingestuft und dementsprechend „entsorgt“. Diese pietät- und herzlose Ansicht ist Gott sei Dank inzwischen aufgegeben worden. In Duisburg werden mehrere Föten und Totgeburten gemeinsam in einen Kindersarg gebettet und dann beigesetzt. So ist gewährleistet, dass die Trauer der Angehörigen einen respektvollen Rahmen bekommt.  

Auf dem Waldfriedhof gibt es zwei Trauerhallen. Die alte Trauerhalle stammt aus dem Jahr 1950. Eine Umgestaltung sowie der Einbau eines großen Buntglasfensters hat dem Raum seine ursprüngliche Düsternis genommen. Der Neubau aus dem Jahr 2003 öffnet den Raum der neuen Trauerhalle  über ein wandgroßes Fenster  dem Licht zu und gibt den Blick frei auf das grüne Blätterdach des Friedhofs sowie auf ein Kunstobjekt im Freien, das Anfang und Ende des Lebens symbolisiert. Beide Hallen stehen für Trauerfeiern wahlweise zur Verfügung. 

SymbolDer letzte Teil des Besuchs auf dem Waldfriedhof war der Besichtigung des Krematoriums gewidmet. Einigen Teilnehmern waren die gemischten Gefühlen ins Gesicht geschrieben, die sie mit dieser Einrichtung verbinden.  Die Frage, ob eine Einäscherung für den Einzelnen infrage kommt, ist naturgemäß sehr persönlicher Art und lässt sich auch nach diesem Besuch nicht einheitlich beantworten. Es ist aber gelungen, die aufkommenden Fragen zur Technik und zum Ablauf einer Einäscherung zu klären, so dass eine spätere Entscheidung zumindest in diesen Punkten auf Wissen gründet und nicht auf beklommener Mutmaßung.  

Haben also die Angehörigen eines Verstorbenen beschlossen, dass die Leiche eingeäschert werden soll, ist das Verfahren wie folgt:  

Der Tote wird im Sarg in die Trauerhalle, bzw. in den Abschiedsraum gebracht. Die Mindestverweildauer dort beträgt zwei Tage. Dann findet die Trauerfeier im Angesicht des Sarges in einer der Trauerhallen statt. Anschließend wird der Sarg in das Krematorium verbracht und in einem Kühlraum aufbewahrt. Unmittelbar vor der Einäscherung hält ein Amtsarzt eine Leichenschau  und veranlasst eine Obduktion, wenn er an einer natürlichen Todesursache Zweifel hat. Bei einer Sargbestattung ist eine Leichenschau nicht erforderlich, weil im Falle später aufkommender Zweifel eine Obduktion möglich ist. Nach einer Einäscherung besteht diese Möglichkeit nicht, daher muss rechtzeitig Klarheit herbeigeführt werden. 

Die Einäscherung findet in einem drei-geteilten Prozess statt: zunächst wird der Sarg mithilfe einer technischen Einrichtung in den ersten Ofen geschoben, in dem kein offenes Feuer brennt, der aber eine Temperatur von 800 °C hat. Dem Sarg wird ein kleiner, nicht brennbarer Schamottestein beigegeben, der Kennzeichen enthält, die eine spätere Feststellung erlauben, wessen Asche sich in einer bestimmten Urne befindet. Die Angehörigen können dieser ersten Stufe beiwohnen, sollten aber sensibel aufgeklärt werden.  

Die Hitze der Brennkammer setzt den Sarg in Feuer, das eine Stunde anhält. Danach wird der Boden der erste Kammer um 90 Grad gekippt, so dass die Asche komplett  in die zweite Kammer fällt. Nach einer weiteren Stunde wird dieser Prozess wiederholt, die Asche fällt in die dritte Kammer und brennt wiederum eine Stunde.  

Dann ist der eigentliche Einäscherungsprozess beendet. Die Restasche wird von unbrennbaren Teilen (Goldzähne, Ersatzgelenke) befreit und in einer Mühle gemahlen. Das ist erforderlich, weil auch nach dem dritten Brennvorgang noch sichtbare Knochenteile vorhanden sind, die für eine Einfüllung in eine Aschekapsel zu groß wären.  

Schließlich wird die Asche und der Schamottestein in eine Aschekapsel eingebracht. Die Kapsel wird den Angehörigen übergeben mit der Maßgabe, dass sie diese auf einem Friedhof bestatten oder einer Seebestattung zuführen müssen. Es ist rechtlich nicht erlaubt, die Urne an einem anderen Ort, z.B. im Haus der Angehörigen aufzubewahren. Die Kapsel löst sich sowohl im Wasser als auch in der Erde recht bald auf. Der Schamottestein überdauert  ca. 70 Jahre.  

Zum Schluss noch eine interessante Zahl aus der Statistik: Das Krematorium verfügt über zwei Öfen und es finden ca. 6500 Einäscherungen im Jahr statt. 

 

Mülheim, 23. September 2014 

 

Text: Margrit Wallek-Heldtke

Fotos: W. Menne